Freitag, 8. Juli 2011

VIVA LEMINSKI

[matéria é mentira] (Paulo Leminski)
essa idéia
ninguém me tira
matéria é mentira

[do livro La Vie en Close]
[na minha a tua ferida] (Paulo Leminski)
essa a vida que eu quero,
querida

encostar na minha
a tua ferida

[do livro La Vie en Close]

Freitag, 15. Oktober 2010

the gang


by laercio


dylan

von polti

nachtrag vom 17.08.2010

"denn in jedem anfang wohnt ein zauber inne, der uns beschützt und uns hilft zu leben."
neuanfänge geben inspiration und kraft. irgendwie ist es auch dieses mal ein neuanfang. obwohl ich nach einer woche das gefühl habe nie weg gewesen zu sein. die regenzeit ist am ausklingen, ich habe in deutschland "überwintert". als ich ankomme, regnet es jedoch fürchterlich. es ist so schwühl, dass man ganz kirre wird im kopf. alles klebt an einem. riva holt mich vom flughafen ab und wir fahren nach olinda, wo ich nun wohne. unesco-weltkulturerbe-städchen, da kann ich nicht klagen. das haus ist groß, umgeben von grün, der rottweiler springt an mir hoch, hundefreude eben. meine freude ist auch groß, vermischt mit vielen fragen..

der blick aufs unbekannte ist distanziert, erstaunt. dieses mal jedoch ist alles bekannt, nur manchmal wundert man sich trotzdem wieder. deutschland war schnell verinnerlicht, brasilien auf einmal ganz weit weg. ich merke, wie hamburg und co.ihre spuren hinterlassen haben, wenn z.B.die dinge hier wieder einmal sehr langsam von statten gehen, und ich einfach keine nerven dazu habe. nerven aus kruppstahl, so wie die johanna. alle fragen nach dir. aus dreamteam ist ich-AG geworden.
ich muss zur post. die hölle. auch wenn nur fünf leute vor mir in der schlange stehen dauert es eine stunde, bis ich dran bin. denn die post ist für vielerlei dinge zuständig, man kann rechnungen bezahlen, sich für öffentliche jobs bewerben und was weiß ich nicht alles. der man vor mir holt einen haufen zettel und kassenbons raus. was das wohl soll. es wird argumentiert und gerechnet bis man sich einigt. irgendwann bin ich dran. ein brief soll losgeschickt werden. dafür wird anscheinend ein computer-programm benötigt, der postangestellte klickt rum, bis der pc abstürzt und erstmal gar nichts mehr geht. dann wird gescannt und weiter geschaut. "sedex?" frag er. "ja?" sage ich. sedex? klingt wie fedex. das wird es wohl sein. schließlich meint er "60 reais" (25 euro) zu mir. 25 euro für einen brief nach deutschland? will der mich für blöd verkaufen? als ich protestiere, schlägt er mir den normalen postweg vor, ich bezahle knapp über einen euro und verlasse endlich dieses irrenhaus.
man kann eben nicht alles haben, und manchmal ist es schwer zwischen schwarzbrot und mangos zu entscheiden.

danke für den wunderbaren sommer, den ich mit euch erleben durfte.

ende des außereuropäischen ausnahmezustands


der von felix betitelte „außereuropäische ausnahmezustand“ ist nun vorbei. seine koffer gepackt mit tapioca-mehl, cocada-süßigkeiten, und allerhand mitbringseln für euch, mit langer hose für die deutsche kälte ausgerüstet.. ich winke nochmal und steige in den bus. das wetter ist prima und langsam nähert sich der „sommer“. dh.aus warm wird noch wärmer. der regen hat aufgehört und sonnenaufgang sowie sonnenuntergang sind die schönsten tageszeiten. dann wird alles in goldenes licht getaucht, das meer blitzt auf, man kann es von olindas hügeln aus sehen, alles ist ruhig.

in der üblichen runde sitzen wir vor einem der uni-gebäude und versuchen die freistunden totzuschlagen. es gesellen sich immer wieder eine leute hinzu. gesellig sind die brasilianer auf jeden fall.

„kannst du eigentlich lesen? ich will dich nicht analphabetin nennen. aber schau mal, dieses buch hier ~ das müsstest du lesen“. er kramt „o livro dos abracos“ von eduardo galeano aus der tasche. als ich das sehe, ziehe ich das gleiche buch aus meinem rucksack. „ok, du kannst lesen“ sagt er ganz kleinlaut. ohne etwas zu sagen, beende ich dieses gespräch.

oft sind die leute überrascht, dass man überhaupt portugiesisch spricht. und dann muss ich wieder von vorn erklären, wo ich denn herkäme, warum ich denn hier sei, ob ich denn schon vorher portugiesisch gelernt hätte etc. wie of habe ich schon die selben fragen beantworten müssen..

ich sitze im bus und fahre die selbe strecke, jeden tag. immer und immer wieder. ich schließe die augen, hinter der scheibe nur schwarzer raum. der wind weht mir ins gesicht und ich stelle mir vor, dass dieser bus woanders hinfährt. ziel unbekannt, es ist nacht und die stadt verschwindet im dunkel. und für ein paar sekunden steigt dieses gefühl in mir auf, die erfurcht vor unbekannten orten, das gefühl, dass ich was neues erleben werden. das gefühl des „Unterwegs-Seins“ auf noch nicht gekannten straßen..

ich mache die augen auf, ziehe an der schnur, damit vorne beim busfahrer eine lampe aufleuchtet, die signalisiert, dass jemand aussteigen möchte. der bus hält vor meiner haustür.. und ich steige aus.